Sonntag, 29. Mai 2016

Lustlosigkeit erschwert mir meinen Körper, macht ihn noch schwerer als er sowieso schon ist. Ich breche jedes mal, wenn ich versuche aufzustehen. Ich will nach vorne Blicken, doch Nebel versperrt mir die Sicht. Wieder an einem Punkt zu sein, wo man über kaltes Metall getränkt in warmes Rot nachdenkt, tut mir selber weh. Aber, sag mir, wie verhindert man Gedanken? Wie verlernt man zu fühlen? Ich denke über Dinge nach, von denen andere gedanklich noch so weit entfernt sind, weil sie im Hier und Jetzt leben, aber sag mir, wie geht das? Ich zerbreche mir den Kopf über dich, während ich für dich nicht im Ansatz existiere, ich fühle tausend Dinge wenn ich deinen Namen höre, während du nicht mal im Ansatz das selbe denkst. Es macht mich müde immer nur existieren zu müssen, nicht ein mal Leben zu dürfen. Ich weiß, ich sollte nicht aufgeben, gerade jetzt, wo ich so viel Leid hinter mir gelassen habe. Aber, sag mir, wie verhindert man Gedanken? Ich würde so gerne einfach drauf scheißen, einfach das machen, wonach mir ist, das genießen, was gerade ist. Aber ich kann nicht. Alles tränkt sich plötzlich in dem gleichen depressiven dunkelgrau und ich habe Angst vor mir selbst. Im Moment würde ich nichts lieber tun als meine Haut zu zeichnen, nichts lieber als Blut sehen. Selbst wenn es nur ein bisschen ist, aber bitte, lass mich bluten. Ich habe Angst vor mir selbst, weil ich nicht weiß, wie ich mich kontrollieren soll, ich will weinen aber ich kann nicht und ich will mich schneiden aber auch das kann ich nicht. Das Verlangen wird von Sekunde zu Sekunde stärker und ich bin selber empört darüber, dass gerade ich darüber nachdenke. Gerade ich, die zwei verdammt schwere Jahre Therapie hinter sich hat, um fünf Jahre Depression und Selbstverletzung hinter sich zu lassen; Gerade ich, die nach zwei verdammt schweren Jahren endlich ihr Ziel erreicht hat und sagen kann "Ich bin gesund."; Gerade ich, die nach fünf Jahren Selbstverletzung jetzt bereits ein ganzes Jahr clean geblieben ist. Gerade ich. Ich weiß es doch ganz genau, dass es nichts bringt, dass es mir nicht hilft, dass es alles nur schlimmer wird und ich wieder in das selbe Loch fallen kann, in dem ich vor drei Jahren noch saß und fast nicht mehr raus kam. Aber, sag mir, wie verhindert man Gedanken? Ich kann nicht mehr machen als zu existieren und meine momentane Existenz sagt mir, dass es Schmerzen spüren will, endlich irgend etwas anderes haben weshalb man weinen muss als meine Gefühle, die mir meinen Kopf zerreißen. Ich kann keinen einzelnen klaren Gedanken mehr fassen und ich hab keine Lust auf nichts, keine Lust auf dieses ewige existieren. Mir ist warm und gleichzeitig so bitter kalt, weil ich den Wind spüre. Den Wind des Falls. Denn ich habe wieder begonnen zu fallen, genauso wie ich vor drei Jahren fiel. ~

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