Montag, 11. November 2013

Es ist dunkel. Meine Hände frieren ein, ich spüre sie nicht mehr. Taub, wie mein Herz, wie die Lust auf's Leben. Wie fixiert und außer Kontrolle packe ich den Griff der Schublade und reiße sie auf. Mein gutes altes Tagebuch, in das ich seit Ewigkeiten nicht mehr reinschreibe. Ich schlage die Seite in der Mitte auf in der zwei Klingen ihren Platz warm halten. Ich nehme eine heraus und ziehe meine Ärmel hoch. Ich überlege erst und starre sie an. Drehe das Metallstück mit ihrer scharfen Kante ein paar mal, spiele etwas daran rum, und setze schließlich an. Tausend Gedanken schweifen mir durch den Kopf. Meine Hand zittert. Soll ich es tun? Bevor ich überlegen kann, ziert sich ein erster tiefer Schnitt und das Blut beginnt zu fließen. Wie ferngesteuert, einfach drauf los, bis alles voller Blut ist. Meine Arme brennen wie feuer, spüre meine Hände nun garnicht mehr. Schmerz. Guter Schmerz. Ich weiß nicht mehr was ich mache, kann nicht einschätzen zu was ich im Stande bin. Wären die Schlaftabletten meiner Mutter nicht leer gewesen, würde ich jetzt nicht mehr schreiben. Nie wieder. Dieses Wochenende wäre ich bereit gewesen, mich von dieser Welt zu verabschieden. Ich war zu allem bereit, doch weiß ich auch nicht genau, was mich davon abgehalten hat, dem Leid ein Ende zu setzen, mich zu verabschieden, und niewieder zurück zu kehren, ohne einen wirklichen Grund gehabt zu haben. Verrückt, oder?
Als ich da so am Fenster stand, dritter Stock, dachte ich spring. Mein Körper zitterte und ich stieg bereits auf mein Nachttisch, bis ich weinend zusammenbrach. Stellte mich erneut ans Fenster und starrte in die leere Kälte hinab. Sah den Asphalt wie er zu gefrieren begann. Da könnte ich jetzt liegen, dachte ich. Blutend. Tot. Frei. Nichts lieber als sterben. In diesem Moment war nichts wichtiger und kein Wunsch größer, als der Wunsch zu sterben. Ich könnte frei sein. Ich könnte endlich glücklich sein, im Nichts, das mich erwartet, wenn mein Herz nicht mehr schlägt. Für immer schlafen und die Welt als unsichtbarer Geist zerstören, so wie sie mich zerstörte. So verlockend. ~



1 Kommentar:

  1. Manchmal bin ich für Zufälle dankbar, die passieren.
    Dankbar dafür, dass du noch da bist.

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