Donnerstag, 11. Juni 2015

Jeder redet immer von Hoffnung und halt und irgend etwas, dass einen fängt, wenn man fällt, aber was macht man, wenn davon nichts mehr übrig ist? Ich fühle mich allein, obwohl ich nicht allein bin, ich habe keine Lust etwas zu tun, obwohl ich genau weiß ich muss etwas tun, ich möchte schlafen, obwohl ich nicht müde bin. Ich versinke in meinem eigenen Dasein. Ich weiß absolut nichts mit mir anzufangen, ich habe keine Perspektive, ich habe keine Lust auf Schule, versinke zu dem in Selbstmitleid. Alles ist irgendwie so überfordernd, selbst schreiben fällt mir schwer. Sehr schwer sogar. Manchmal überlege ich mir, ob es nicht vielleicht besser wäre, fliegen zu lernen und zu gehen. Einfach von hier weg und von oben zu schauen. Ich hätte meine Ruhe vor den anderen, die anderen hätten ihre Ruhe vor mir. Genau betrachtet überlege ich es mir gar nicht manchmal, eher ständig. Keinem sage ich, wie es mir wirklich geht. Hier und da erwähne ich, dass es gerade eben nicht so gut läuft, doch zu keinem sage ich, dass es schöner wäre, fliegen zu lernen. Nicht mal meiner Psychologin, der ich sonst immer alles erzähle. Was würde sie schon dazu sagen? Ihre Antwort wäre eine direkte Einweisung in die Geschlossene und das mach ich nicht noch einmal mit. Fliegen wäre so viel schöner als die ganze Zeit zu rennen. Wenn der Wind in den Haaren weht und meine Backen noch kühler macht, als das sie eh schon sind, mich keiner mehr sieht, ich alles von oben betrachten kann, ohne mir um irgend etwas Sorgen machen zu müssen. Ich wäre frei wie ein Vogel, keinen Gefahren ausgesetzt, meine Seele wäre ein warmer Sonnenstrahl an einem Herbstmorgen, mein Körper irgendwo auf der Erde, aber sowieso nicht mehr von Bedeutung. Es wäre so viel einfacher. Im Endeffekt kämpfen wir unser ganzes Leben, um danach in einer viel zu billigen Holzkiste auf einer Wiese vergraben zu werden, unter der schon tausend andere liegen, oder in einem Ofen verbrannt zu werden, in dem schon dutzend leblose Körper dahin schmolzen, um dann in einer Vitrine neben dem Karmin zu verstauben. Wir wachsen, lernen, weinen, schreien, lachen, schlafen, essen, trinken, leiden Tag für Tag und Jahr für Jahr um zu sterben. Warum dann nicht jetzt schon? ~

2 Kommentare:

  1. Ich denke an dich. Ich hoffe du fühlst dich bald besser.

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  2. als ich in meiner schlimmsten ES phase war, wollte ich auch immer fliegen. nur noch leichter werden und fliegen. als ich eines tages wieder einmal im krankenhaus saß, schüttelte meine freundin mich und sagte: "vielleicht können engel fliegen. aber du bist kein scheißengel. du bist ein mensch und menschen rennen."
    das fand ich irgendwie... wunderschön. denn damit hat sie recht. engel können fliegen - aber menschen können rennen. irgendwie halte ich mich daran immer fest. und musste voll daran denken bei deinem text.
    und wenn du ein bisschen langsamer rennst, ist es vielleicht auch nicht so kalt. ♥

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