Dienstag, 29. Oktober 2013

I'm sorry I didn't die yet. Und wenn ich Abends da draußen stehe, direkt vor der Keller Tür, Zigarettenqualm an meinen Händen hoch steigt und sich ins Unsichtbare verbreitet. Wenn mein Blick über leuchtende Dächer fliegt, hinüber zu fahrenden Autos. Wo sie wohl hinwollen? Wenn sich der tiefschwarze Wald hinter so viel Bewegung und Leben niederstreckt und der kalte Wind mein Gesicht erblassen und versteinern lässt. Wenn sich der Rauch förmlich spürbar meine Atemröhre runter in meine Lunge den weg bannt um die Straße meines Körpers frisch zu teeren. Wenn der glühende Punkt auf der Zigarette das einzige Licht ist, das mir in unmittelbarer Nähe Wärme schenkt. Ja genau dann frage ich mich, wieso? Wieso ist es nur dieser kleine Punkt der mich wärmt, wieso erlischt er irgendwann? Wieso stehe ich überhaupt hier? Wieso hat meine Mutter damals ihr Kind verloren, noch bevor sie mit mir schwanger war? Ob das Schicksal einem weiteren Menschen jene Hoffnung des Lebens nehmen wollte? "Selbstmörder sind egoistische und egozentrische Menschen." Diese Worte brennen mir im Magen, mehr als jeder Alkohol, mehr als jede Zigarette. Das sind also die Worte meiner Mutter. Ob sie anders denken würde, wenn sie wüsste, das ihre eigene Tochter suizidgefährdet ist? "Diese Menschen sind psychisch krank. Überleg doch mal was für ein Schmerz sie haben ertragen müssen, wenn es kein anderen Weg mehr gibt, außer den Tod?" Und das war der Punkt, an dem sie aufhörte mit mir zu reden, und gleichzeitig war es auch der Punkt, an dem ich so ein unglaublichen Hass auf diese Welt entwickelte, wie nie zu vor, und der Punkt wo ich mir dachte, es sei besser in einem viel zu teuren Sarg aus Buchenholz irgendwo unter der Erde neben tausend anderen toten Seelen von Maden gefressen zu werden, wie weiterhin Teil dieses Affenzirkus mit unlustigen Chlicheclowns sein zu müssen. Wie kann man so unmenschlich, so herzlos und so ignorant und selbstsüchtig sein wie unsere Gesellschaft? Jedes Baby das ab diesem Tag geboren wird, würde ich am liebsten umbringen. Nicht, weil ich hass auf Babys habe. Nicht, weil ich ein böser Mensch bin. Nein. Einfach nur um sie alle vor der Grausamkeit dieses Lebens zu bewahren. Erst diesen Sommer war ich mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder (3 Jahre alt) im Freibad und eigentlich hasse ich kleine Kinder, aber als ich da am Kinderbecken stand und alles so überfüllt war, die Kinder lachten und spielten und glücklich waren, da musste ich einfach weinen. Denn wenn man genauer hinsah, konnte man sehen welche Kinder gemocht wurden und welche verstoßen wurden. Und es war traurig, so traurig, weil ich genau wusste, mindestens eines dieser vielen Kinder die jetzt noch das Leben geniesten, wird so enden wie ich. Verloren und allein, depressiv. Doch es war nur ein einziger Gedanke von tausenden, der mich zum weinen brachte: Ich kann nichts dagegen tun. ~

1 Kommentar:

  1. Man kann immer etwas tun.
    Vielleicht kannst du nicht allen helfen.
    Aber vielen.
    Vielleicht auch nur einem.
    Aber das erstaunliche ist, dass einer schon reicht.
    Wenn jeder nur einem hilft, wäre jedem geholfen.
    Man kann etwas tun.
    Immer.
    Und im Übrigen solltest du aufhören zu rauchen. Bitte.

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